Baustellen sind unverzichtbar für die Entwicklung unserer Städte und Gemeinden. Sie können jedoch auch eine erhebliche Lärmbelästigung für die Umgebung darstellen. Neben den Bauarbeitern selber, können insbesondere Anwohner können durch den anhaltenden Lärm gestört werden. Um die Auswirkungen von Baustellenlärm zu minimieren, ist es deshalb wichtig, temporären Lärmschutz auf Baustellen einzusetzen.
„Der Bauherr ist als „Zustandsstörer“ dafür verantwortlich, dass ausgehend von seiner Baustelle schädliche Umwelteinwirkungen – und hierzu zählt der Baulärm – verhindert werden, die unter Beachtung der Verhältnismäßigkeit und nach dem Stand der Technik vermeidbar sind … Die Folgen unvermeidbaren Baulärms sind grundsätzlich vom Bauherrn zu tragen. … Der Bauherr hat sich vor der Ausschreibung sachkundig zu machen, ob schädliche Umwelteinwirkungen durch den Betrieb auf seiner Baustelle zu befürchten sind. Dies ist auf innerstädtischen Baustellen aufgrund der räumlichen Nähe nahezu immer der Fall.“ (Quelle: Baulärmportal des Vereins zur Förderung fairer Bedingungen am Bau e.V. – Merkblatt Baulärm)
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„Es gibt mehrere körperliche und psychische Gesundheitsprobleme im Zusammenhang mit Lärmbelastung. Einige dieser negativen Auswirkungen auf die Gesundheit sind Hörverlust, ein erhöhtes Risiko für ischämische Schlaganfälle, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Risiken, die zu Herzinfarkten führen, emotionale und psychologische Auswirkungen, Schwangerschaftskomplikationen, Unruhe, Kopfschmerzen, unzureichender Schlaf, und emotionale und psychologische Auswirkungen wie Belästigung, Lernschwäche und Verringerung der Arbeitsleistung. Die Besorgnis über die gesundheitlichen Auswirkungen der Lärmbelastung wurde in den letzten Jahren in der Weise verstärkt, dass die Europäische Union (EU) die lärmbedingten Bedenken oft ähnlich bewertet hat wie die der globalen Erwärmung.
Das Baugewerbe ist bekanntlich eine Branche, die Lärmbelästigung verursacht. Baulärmemissionen können bei Bautätigkeiten in den unterschiedlichsten Größenordnungen auftreten, von kleinen Renovierungsarbeiten bis hin zu großen Bauprojekten. Baulärmemissionen aus allen Bereichen der Bautätigkeit sind ein Problem für die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden und erhöhen das Risiko der oben genannten physiologischen und psychologischen Probleme. Ein breites Spektrum von Menschen, einschließlich der unmittelbaren Nachbarschaft und der Bauarbeiter, ist baulärminduzierten Gesundheitsproblemen ausgesetzt.
…
Bauarbeiter halten sich lange Zeit in der Nähe von Lärmquellen auf, was bedeutet, dass sie einem hohen Lärmpegel ausgesetzt sind. Daher sind Bauarbeiter im Vergleich zu Menschen in der Umgebung einem höheren Risiko lärmbedingter Gesundheitsprobleme ausgesetzt. Darüber hinaus kann eine hohe Lärmbelastung zu Sicherheitsproblemen für die Arbeiter auf den Baustellen führen. Daher ist die Lärmbelastung eine der wichtigsten und am weitesten verbreiteten beruflichen Gefahren im Baugewerbe.“ (Übersetzt aus dem Englischen, Applied Acoustics (August 2022), Construction noise management: A systematic review and directions for future research)
Baustellen sind oft von Natur aus laute Umgebungen aufgrund der verschiedenen Aktivitäten, Maschinen und Werkzeuge, die dort eingesetzt werden. Hier sind im Folgenden einige typische Arbeiten, die auf Baustellen besonders laut sind:
Besonders laute Baumaschinen sind z. B.:
Eine Möglichkeit, den Lärm auf Baustellen zu reduzieren, besteht darin, lärmmindernde Baumaschinen zu verwenden. Diese Maschinen sind speziell entwickelt, um den Lärmpegel zu senken, indem sie Geräuschdämpfer, schalldämmende Gehäuse und andere Technologien einsetzen. Beispiele für lärmmindernde Baumaschinen sind:
Hier gibt es einen Prozessvorschlag zum Umgang mit der Thematik Baulärm in den Phasen Planung, Ausschreibung und Vergabe. Im Zweifel sollten Sie ein Lärmgutachten erstellen lassen, dass die notwendigen Schallschutzmaßnehmen festlegt.
Hier ein Clip der „heute-show“ als „teure Warnung“, wenn man den notwendigen Schallschutz unterschätzt. Die Kosten für die hohe Lärmschutzwand in diesem Beispiel betragen EUR 7000 pro laufenden Meter, insgesamt EUR 7 Millionen.
Gebietseinstufung | Tag (07:00 bis 20:00 Uhr) in DB(A) | Nacht (20:00 bis 07:00 Uhr) in DB(A) |
Gebiete mit ausschließlich gewerblichen bzw. industriellen Anlagen oder mit Inhaberwohnungen | 70 | 70 |
Gebiete mit vorwiegend gewerblichen Anlagen | 65 | 50 |
Gebiete mit weder vorwiegend gewerblichen Anlagen, noch vorwiegend Wohnungen | 60 | 45 |
Gebiete mit vorwiegend Wohnungen | 55 | 40 |
Gebiete mit ausschliesslich Wohnungen | 50 | 35 |
Kurgebiete, Krankenhäuser, Pflegeanstalten | 45 | 35 |
Allgemeine Übersichtstabelle zu Lärmschutzgrenzwerten
Quelle: Lärmkontor GmbH
„Geräusche im Bereich zwischen 40 und 65 Dezibel (dB) empfinden Menschen in aller Regel als „normal“ laut. Aber schon bei einer Lautstärke von 80 – 85 dB kann unser Gehör dauerhaften Schaden nehmen, so der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte.“
„In wissenschaftlichen Versuchen wurde festgestellt, dass unangenehme Geräusche wie hohes Fiepen, Kreischen oder Schreien vom Gehirn als Alarmsignal verstanden werden. Die in einem Frequenzbereich von 2.000 bis 5.000 Hertz befindlichen Töne aktivieren die Hörrinde bei einer potenziellen Gefahr.“
„Haben unmittelbar Betroffene einer Baustelle den Verdacht, dass diese zu laut ist, können sich die Betroffenen an die zuständige untere Immissionsschutzbehörde wenden. Diese prüft dann, ob die so genannten „Eingreif-Richtwerte“ der Allgemeinen Verwaltungsvorschrift zum Schutz gegen Baulärm (AVV Baulärm) überschritten werden. Ist dies der Fall, können durch die untere Immissionsschutzbehörde geeignete Maßnahmen zur Begrenzung des Baulärms angeordnet werden. Wird dieser Anordnung durch den Bauherrn wiederholt und hartnäckig nicht nachgekommen, kann nach Beschluss des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg vom 5. Februar 2015 in einem solchen Fall der Betrieb der Baustelle vorläufig untersagt werden.“ (Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg, Baustellenlärm)
Lärmschutzwände, Schallschutzplanen auf Baugerüsten und Einhausungen können dazu beitragen, den Lärm von Baustellen erheblich zu reduzieren. Gerade in dicht besiedelten Gebieten können Baustellen eine erhebliche Lärmbelästigung für die Anwohner, aber auch für Krankenhäuser, Schulen etc,, darstellen. Daher ist es wichtig, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um den Lärm zu minimieren.
Mobile Schallschutzwände sind eine beliebte Möglichkeit, den Lärm von Baustellen zu reduzieren. Sie können als temporäre oder mehrjährige Barrieren eingesetzt werden, um den Schall zu absorbieren oder zu reflektieren. Lärmschutzwände bestehen aus schalldämmenden Materialien und können in verschiedenen Größen und Formen hergestellt werden, um den spezifischen Anforderungen einer Baustelle gerecht zu werden. Lärmschutzwände sind auch kosteneffektiv und können dazu beitragen, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Anwohner zu verbessern. Da sie den Schall absorbieren oder reflektieren, können Lärmschutzwände den Lärmpegel auf der Baustelle erheblich reduzieren.
Die flexible Standardlösung sind Lärmschutzmatten auf Bauzäunen, die allerdings nur eine Höhe von ca. 2 m erreichen. Die Vorteile von mobilen Lärmschutzwänden sind vielfältig: Sie sind einfach zu installieren und können problemlos an verschiedenen Orten eingesetzt werden.
Hierbei ist auf eine sturmsichere Verankerung der Bauzäune z. B. mit Erdnägeln, Zusatzstützen und Zusatzgewichten zu achten. Dies gilt insbesondere z. B. auch in der Nähe von Bahngleisen, z. B. wo Hochgeschwindigkeitszüge verkehren oder in der Nähe von Schulen. Ein weiterer Faktor, der bei der Auswahl von mobilen Lärmschutzwänden wichtig sein kann, ist die Brandschutzklasse. Die normalen Lärmschutzmatten für den Außenbereich sind üblicherweise brennbar, es gibt aber auch schwer entflammbare Varianten.
Bei höheren Lärmschutzanforderungen oder auch bei einer stärkeren gewünschten Schutzfunktion (z. B. falls historische Gebäudeteile geschützt werden sollen) sind feste temporäre Schallschutzwände, z. B. aus Stahl und Steinwolle, zu empfehlen. Hier kann die Höhe bis zu 6 m betragen.
Eine weitere Möglichkeit, den Lärm von Baustellen zu reduzieren, besteht darin, Lärmschutzplanen auf Baugerüsten zu verwenden. Diese Planen werden an den Gerüsten angebracht und dienen als physische Barriere zwischen der Baustelle und der Umgebung. Lärmschutzplanen bestehen aus schalldämmenden Materialien und können auch dazu beitragen, den Staub und die Schmutzpartikel zu reduzieren, die von der Baustelle aufgewirbelt werden.
Die Vorteile von Lärmschutzplanen sind ähnlich wie die von Lärmschutzwänden. Sie sind einfach zu installieren und können schnell an verschiedenen Orten eingesetzt werden. Lärmschutzplanen sind auch kosteneffektiv und können dazu beitragen, den Lärmpegel auf der Baustelle zu reduzieren.
Durch die Kombination von Baugerüsten und Schallschutzplanen oder Lärmschutzmatten lassen sich auch temporäre Schallschutzwände höher als 6 m errichten. Im Markt gibt es auch Baugerüstlösungen für die Überdachung von ganzen Baustellen.
Eine weitere Möglichkeit, den Lärm von Baustellen zu reduzieren, besteht darin, Einhausungen für den Schallschutz zu verwenden. Einhausungen sind geschlossene Strukturen aus Schallschutzplanen, die um den Lärm erzeugenden Teil der Baustelle herum gebaut werden. Sie sind in der Regel aus schalldämmenden Materialien hergestellt und können dazu beitragen, den Schall innerhalb der Einhausung zu halten.
Beispielweise können bei Abbrucharbeiten die Lärmschutzgrenzen ggf. nur mit kompletten Einhausungen mit Schallschutzplatzplanen erreicht werden. Eine Einhausung hilft auch die Baustaubbelastung für die umliegenden Bereiche zu begrenzen (z. B. wenn Reinräume oder Hygienebereiche im Umfeld liegen).
Ein weitere Einsatzmöglichkeit von individuellen Einhausungen nach Maß kann es sein, einzelne lärmerzeugende Aggregate und Generatoren komplett einzuhausen bzw. einzukapseln, d. h. insbesondere auch nach oben komplett abzuschirmen. Hierbei muss u. a. Be- und Entlüftung (z. B. von Abgasen) sowie Wärmeabfuhr berücksichtigt werden. Es gibt auch mobile Lärmschutzkabinen und mobile Arbeitszelte / Montagezelte mit integriertem Lärmschutz auf Rädern.
Die Vorteile von Einhausungen sind, dass sie eine sehr effektive Möglichkeit sind, um den Lärm auf Baustellen zu reduzieren. Da sie den Schall innerhalb der Einhausung halten, können sie den Lärmpegel auf der Baustelle erheblich reduzieren. Einhausungen sind jedoch auch die teuerste Option und erfordern eine längere Vorbereitungszeit.
Maßnahmen zur Minderung des Baulärms (Fachtechnische Hinweise für Anordnungen nach Nummer 4.1)
Baulärmportal.de herausgegeben vom Verein zur Förderung fairer Bedingungen am Bau e.V. in Zusammenarbeit mit dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. (Bundesfachabteilung Spezialtiefbau) und dem CBTR Centrum für Deutsches und Internationales Baugrund- und Tiefbaurecht e.V.
Massnahmen gegen Baulärm in der Schweiz vom Bundesamt für Umwelt (BAFU)